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Ignatia: Nahrungsverweigerung durch Kummer – Behandlung eines Hundes

Posted on 28 Apr 2009 by Rolf Meyer

Ein besonders gut dokumentierter Fall
aus dem Bereich der Veterinärmedizin

Patientin:

Conny, eine 6 Jahre alte Landseer-Neufundlandhündin
Schulterhöhe 72 cm, Gewicht früher 50 kg, jetzt nur noch 38 kg nach 3-4 Wochen mit fast völliger Nahrungsverweigerung. Angesichts des Gewichtsverlustes und der Vorgeschichte war die Prognose denkbar schlecht.

Charakter von Conny:

ruhig, unaufdringlich, rücksichtsvoll, duldsam, hochsensibel, gibt viel Liebe, beschützt, kämpft nur im Notfall.

Vorerkrankungen:

Im ersten Lebensjahr eine Lidoperation nach Verletzung, danach eine über dreistündige Entfernung eines gutartigen Tumors im Halsbereich. Bradycardie seit dem 1. Lebensjahr. Seit einiger Zeit Spondylitis.

Medikamente:

Ab einem Alter von 1,5 Jahren Dauergabe von Crataegutt Tropfen, 2 x 8 täg-lich, ab einem Alter von 5 Dauergabe von Ultra Spur. Momentan erhält Conny Paresteronsalbe gegen Analdrüsenentzündung. Gegen die Spondylitis erhält die Hündin Cortison und ein Antibiotikum.

Die Angaben der Halterin:

Seit Monaten trockenes bis leicht nässendes Ekzem zwischen den Zehen und der Pfotenunterseite sowie an den Genitalien, intermittierend stumpfes Fell mit vermehrtem Haarausfall, seit Monaten zunehmende Gangverschlechterung mit beschwerlichem Aufstehen und Laufen, steigt ungern Treppen. Besserung nach Ultra Spur, steigt wieder Treppen, deutliche Mobilitätssteigerung.
Ein seit Anfang des Jahres mehr oder weniger starkes Gelenkknacken im Schulterbereich wird tierärztlich nicht weiter behandelt, da es zu keinen weiteren Symptomen von Schmerz oder Lahmheit führt. Ein Präparat (Canfit Cartilago) zur Bindegewebsfestigung wird als Nahrungsergänzungsmittel empfohlen.

Als Conny drei Jahre alt ist, wird die alte Mischlingshündin eingeschläfert (Krebs im Endstadium), mit der Conny aufgewachsen ist. Darauf reagiert Con-ny mit einer schweren depressiven Phase mit ständigen Scheinträchtigkeiten. Deshalb wird, als sie 4 Jahre alt ist, ein kleiner weibliches Leonberger-Berhardiner-Mischlingswelpe, Nala, aufgenommen. Conny nimmt Nala an wie einen eigenen Welpen und überwindet dabei rasch ihre depressive Phase.
Mit Nalas Geschlechtsreife kommt es zwischen den nunmehr fast gleich starken Hunden zu recht heftigen Rangordnungskämpfen. Mit Abflauen von Nalas Läufigkeit und Connys Erkrankung nehmen die Kämpfe entschieden ab. Es sieht fast so aus, als ob Nala auf Conny Rücksicht nimmt.

Conny wird jedoch immer depressiver und vermeidet seit drei bis vier Wochen jegliche Nahrung. Die Wochen vorher hatte sie nur wenig gekochten Reis genommen!

Seit einer Woche schwere Gangstörung (kurz vorher noch sehr aktiv mit Laufen und Toben, immer wieder leichte Rangordnungskämpfe), abends konnte sie nicht mehr selbständig aufstehen. Nach dem Aufhelfen war steifes Gehen und Stehen möglich.

Beim Wasserlassen fällt sie fast auf die Hinterhand. Am Tag danach Feststellung erhöhter Entzündungsparameter im Blut (Leukozyten).

Ekzem an den Pfoten und Genitale unverändert, zusätzlich noch weiter die Analdrüsenentzündung.

Conny leidet sehr unter den Symptomen, gibt sich fast völlig auf.

Am Montag dieser Woche nach der zweiten morgendlichen Tablettengabe unverändertes Beschwerdebild, abends frißt sie aber eine Handvoll Frolic. Zwei Stunden später schwere Magen- und Darmgeräusche, immer wieder saures Aufstoßen, Massieren der Bauchgegend erleichtert sie etwas. Bis auf den Reis hat sie alle Futtermittel, die sie trotz Appetitmangel zu sich genommen hat, wieder mit diesem sauren Aufstoßen erbrochen, einmalig auch den Reis.

Die Crataegutt-Tropfen, die sie bisher trotz allem immer noch genommen hat, nimmt sie seit einer Woche nicht mehr auf einem Zwieback. So wurden ihr die Tropfen direkt ins Maul geträufelt, was sehr schwierig war. Ultra Spur nimmt sie seit fast zwei Wochen nicht mehr, da sie sowieso nichts mehr frißt. Ultra Spur unter den Reis gemischt nimmt sie nicht an. Seit der völligen Nahrungsverweigerung nimmt sie auch keinen Reis mehr.

Conny verweigerte schon früher ihr Futter aus psychischen Gründen, z.B. während der Scheinträchtigkeiten und des Verlustes ihrer Hundefreundin. Danach nahm sie aber immer wieder problemlos das Futter an.

Seit gestern hat Conny einen taumeligen Gang direkt nach dem Aufstehen. Der Tierarzt hat gestern einen Gewichtsverlust von 12 kg festgestellt. Zur Schmerzbehandlung ihrer Spondylitis erhält sie Cortison und Antibiotika. Die knöchernen Veränderungen auf dem Röntgenbild sind als mittelgradig zu bezeichnen, laut Tierarzt.
Die Prognose des Tierarztes sind lebenslange Schonung und Medikation zur Schmerz- und Entzündungsunterdrückung.

Vielleicht könnte die Homöopathie im Fall von Conny ja noch mehr Hoffnungen vermitteln, meint die Halterin und bittet um das Heraussuchen eines geeigneten Mittels.

Besprechung des Falles:

Dieser Fall ist sehr komplex. Wir sollten hier einige Erkrankungsebenen voneinander trennen.

Fragen wir uns erst einmal, warum die Halterin mit dem Hund in die Praxis gekommen ist: der Grund ihres Kommens ist die starke, lebensbedrohende Abmagerung des Hundes.

Alle Begleiterkrankungen und früheren Beschwerden, die die Halterin nannte, haben mit der Abmagerung nur wenig zu tun. Die Tumoren, die Bradycardie, die Lidoperation, die Ekzeme und die doch recht starke schulmedizinische Medikation stellen hier kaum Ansätze für geeignete Symptome dar, weil sie sich weder zeitlich noch irgendwie ursächlich mit der Abmagerung in Verbindung bringen lassen.

Dass Conny durch den Tod ihrer Hundefreundin völlig aus der Bahn geworfen wurde und darin der eigentliche Grund für die Nahrungsverweigerung und Abmagerung zu sehen ist, liegt auf der Hand, schließlich bemerkte die Halterin, daß Conny schon früher aus psychischen Gründen das Essen verweigerte!

Die Ursache von Connys Beschwerden lautet:
GEMÜT – BESCHWERDEN DURCH – TOD – ELTERN ODER FREUNDE
Das ist unser Leitsymptom!

Jetzt ist die Frage abzuklären, wie Conny auf diesen Schicksalsschlag reagiert (aggressiv, duldsam….. ).
Die Halterin bezeichnete Connys Wesen als unaufdringlich, rücksichtsvoll, duldsam. Liest man die Krankengeschichte weiter durch, so fällt auf, daß Conny sich sogar gegenüber jüngeren Hunden zurücknimmt, sie unterdrückt ihren Kummer:
GEMÜT – KUMMER – STILL

Kommen wir jetzt zu den wichtigen Körpersymptomen. Aufgrund welcher körperlichen Gegebenheiten magert Conny ab? Sie hat starke Magenprobleme mit häufigem sauren Aufstoßen, mit Erbrechen nach den Mahlzeiten, wobei sie schnell und ohne großes Würgen erbricht. Daraus ergeben sich drei Einzelsymptome:
MAGEN – AUFSTOßEN – SAUER
MAGEN – ERBRECHEN – ESSEN – NACH und
MAGEN – ERBRECHEN – LEICHT

Bei der nachfolgenden Repertorisation schält sich deutlich das Mittel IGNATIA heraus.
Ein Blick in die Materia medica von Boericke überzeugt uns, daß wir bestimmt mit diesem Mittel richtig liegen.

Verordnung:

Was wurde dann verordnet:
Ignatia LM 18
Dilution, täglich 5 Tropfen mit etwas Wasser vermischen.
Die Flasche vor jeder Einnahme 10x kräftig schütteln.

Wie ging es weiter:

Durch die täglichen Gaben von Ignatia entwickelte Conny wieder etwas Appetit – damit hatte keiner mehr gerechnet!
Außerdem wurde Conny offensiver, auch das mit Sicherheit eine Auswirkung der Ignatiagaben.

Im Originalwortlaut der Halterin:
„…im Laufe des Tages, besonders nach Ignatia, Appetitsteigerung.
Das Allgemeinbefinden wird immer besser, abends droht sie bereits Nala (der jüngeren Hundedame) zurück ! ….
Beim letzten Füttern abends unterläuft mir der Fehler, daß beide Hunde vor dem Futternapf aufeinandertreffen.
Diesmal hat Conny ohne zu zögern Nala angegriffen ! Sie ist ranghöher und hat den Platz noch nicht geräumt.
Wir mußten die beiden Kampfhähne trennen, um Schlimmeres zu verhindern…….

Aufgrund dieser Schilderung erkennt man Connys Verhalten nicht wieder.
Die Demut, der stille Kummer hat sich gewandelt in ein ganz normal selbstbewusstes Verhalten. Und ihr Körpergewicht nimmt wieder zu.

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