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Cistus incanus (Zistrose) – das Grippemittel

Posted on 09 Apr 2009 by Rolf Meyer

Bearbeitete Auszüge aus Artikeln der Ärztezeitung vom 26.9.2005, 20.11.2006 und 17.2.2009

Im Mittelmeer-Raum werden Präparate aus der Zistrose gegen viele Infektionskrankheiten angewendet. In diversen Studien der letzten Jahre wurde für einen Zistrosenextrakt eine Wirksamkeit gegen Influenzaviren belegt.

1. Untersuchung von Prof. Planz, Uni Tübingen
Forscher um Professor Oliver Planz von der Universität Tübingen haben Zellkulturen mit Influenzaviren versetzt. Einem Teil der Kulturen wurde zudem ein standardisierter Extrakt der Zistrosen-Unterart „Cistus incanus“ zugesetzt. Unter Einfluss des Pflanzenextrakts seien deutlich weniger Zellen durch das Virus zerstört worden als in den Kulturen ohne den Extrakt. Das berichtete Planz auf einer Pressekonferenz des Komitees Forschung Naturmedizin in München.
In weiteren Experimenten wurde die Wirksamkeit des Extrakts mit der eines schulmedizinischen Standardgrippemittels verglichen. Anders als bei dem Standardmittel hätten die Viren keine Resistenzen gegen den Extrakt entwickelt. Möglicher Wirkmechanismus des Extrakts: Die darin enthaltenen polymeren Polyphenole (gerbstoffartige Pflanzenwirkstoffe, auch im roten Weintrauben und im grünen Tee enthalten) umlagern die Viren adhäsiv und hindern sie, an Zellen anzudocken.

2. Untersuchung von Prof. Ludwig, Uni Münster
Die Forschungsgruppe unter der Leitung von Prof. Ludwig bestätigte, dass sich der Zistrosenextrakt in der Praxis zur Grippe-Prävention und -Therapie bewährt.
Die Substanz verhindert erfolgreich die Vermehrung von Influenza-A-Viren. Die Forscher der Studie vermuten, dass die antioxidative Wirkung der Substanz in den Zellen Ursache dafür ist.

Ludwigs Experimente deuten zumindest für den Cist-Rosen-Extrakt aber in eine andere Richtung. So hat er festgestellt, dass Viren, die vor der Infektion mit dem Extrakt behandelt werden, kaum noch infektiös sind. Demnach scheint der Extrakt auch direkt auf die Viren zu wirken. „Wir gehen davon aus, dass die Viren selbst gehemmt werden“, so Ludwig.

Ursachen dafür könnten ebenfalls Polyphenole in dem Extrakt sein. So ist bekannt, dass Polyphenole Proteine verklumpen können. Viren haben besonders viele Proteine in ihrer Außenhülle. Binden Polyphenole dabei an wichtige virale Rezeptoren, können die Viren nicht mehr in Zellen eindringen. “ In Aufnahmen mit Fluoreszenz-Mikroskopen konnte man sehen, dass Viren offenbar auf den Zelloberflächen sitzen und nicht reinkommen“, so Ludwig. Da die Proteinbindung unspezifisch ist, könnte dies auch die Wirkung des Cist-Rosen-Extraktes auf andere Viren erklären. So klangen mit dem Extrakt, den Patienten mit Tonsillopharyngitis in einer klinischen Studie gurgelten, die Beschwerden schneller ab als mit grünem Tee – solche Infekte sind meist viral bedingt.

Für Ludwig ist der Extrakt daher bei einer Atemwegsinfektion einen Versuch wert: „Ich würde den Extrakt nicht nur bei einer beginnenden Grippe nehmen, sondern nehme ihn jetzt schon bei beginnenden Halsschmerzen oder Entzündungen in der Mundhöhle.“

Übrigens: Eine schädliche Wirkung des Extraktes auf die Zellen konnte bei weiteren Versuchen nicht festgestellt werden. Auch die Gabe hoher Dosierungen von Cistus incanus zeigen also keinerlei Nebenwirkungen.

 

Rolf Meyer

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