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Lisa St. Zugelassene Heilpraktikerin für Psychotherapie seit 2022

Lisa St. absolvierte 2018/19 den Lehrgang zur Vorbereitung auf die amtsärztliche eingeschränkte Heilpraktikerprüfung beim BTB. Nach bestandener Prüfung im Januar 2020 haben wir sie gebeten, ihre Eindrücke zur mündlichen Prüfung mit uns und allen Interessierten zu teilen.

Feedback zum Lehrgang „Heilpraktiker für Psychotherapie“ und Gedächtnisprotokoll zum mündlichen Teil der bestandenen Heilpraktiker für Psychotherapie-Prüfung vom 08.01.2020 beim Gesundheitsamt Köln

Vielen Dank an das gesamte Team, das mich bis zur erfolgreich bestandenen Prüfung und darüber hinaus begleitet hat. Sowohl die Verwaltungsmitarbeiter, als auch der Lehrgangsbetreuer, ebenso die Dozentin waren immer erreichbar und konnten alle fachlichen und organisatorischen Fragen mehr als zufriedenstellend kompetent und zügig beantworten. Auch das ‚Persönliche‘ stimmte, der freundliche Ton und die Hilfe in etwas schwierigeren Zeiten, als ich aus persönlichen Gründen eine mehrmonatige Pause machte. Das war sehr entlastend, dass das problemlos ging und der Kurs anschließend fortgesetzt wurde. Auch wenn man im Fernlehrgang alleine lernt, so wird man doch gut betreut und auch unterstützt bei der Suche nach Kontakten (interne Facebook-Gruppen).
Die Unterlagen sind sehr gut strukturiert und aufgebaut. Alles Prüfungsrelevante steht drin. Natürlich habe ich wie alle anderen auch, um ganz sicher zu sein, ergänzend nochmal zu den anstehenden Prüfungen etwas Material hinzugenommen z. B. Originalprüfungsprotokolle. Aber ansonsten war einfach alles Wichtige enthalten und hat mir sehr geholfen, die Materie zu verstehen statt ‚nur‘ auswendig zu lernen. Nach bestandener Prüfung kann ich nur sagen: jederzeit wieder BTB!

Gedächtnisprotokoll zum mündlichen Teil der bestandenen Heilpraktiker für Psychotherapie-Prüfung vom 08.01.2020 beim Gesundheitsamt Köln

Pünktlich um 14.15 Uhr wurde ich von einem der Prüfer aus dem Warteraum des Gesundheitsamtes Köln abgeholt und nach einem gefühlten Kilometer in die Katakomben geführt, also wirklich ins Souterrain.

Nach einer kurzen Vorstellungsrunde, die Vorsitzende war Ärztin und Psychiaterin, der zuerst genannte Prüfer Heilpraktiker für Psychotherapie, die andere Dame Beisitzerin (Qualifikation habe ich nicht mehr in Erinnerung) kam es auch relativ zügig zur Sache; mit welchem Verfahren ich nun arbeiten möchte, nachdem ich mich vorgestellt habe und dargelegt habe, warum HP Psych. Da ich bereits mit Senioren arbeite, also ein Interesse für Gerontopsychiatrie habe, antwortete ich mit Entspannungsverfahren und Gedächtnistraining. Das schien dem Heilpraktiker gar nicht zu gefallen, man könne das auch so machen ohne die gesetzliche Heilerlaubnis. Er ritt ständig darauf rum, sodass ich versuchte, die Kurve zu kriegen; wegen vieler komorbider Störungen bei Demenzkranken etc. wäre ein umfangreiches Wissen erforderlich. Auch im Hinblick auf Diagnosestellung und Umgang mit den Menschen. Auch die Vorsitzende fing an, mich in die Ecke zu treiben, sodass ich irgendwann was von kognitiven Verfahren erzählte. Der Einstieg war nicht angenehm.

Es wurde dann schlimmer; der Fall wurde so schnell vorgelesen. Fast hatte ich einen Blackout und bat, ihn nochmals vorzulesen. Wie sich später herausstellte, hatte ich sofort den richtigen Riecher; Prodromalphase einer Schizophrenie, differentialdiagnostisch hatte ich Anpassungsstörung, mittelgradige depressive Episode ausgeschlossen. Ich wurde auch von der Vorsitzenden aufgefordert Fragen bzgl. des Falles zu stellen. Das war hilfreich, weil der Fall nicht so viel hergab. Und mich überhaupt nicht getraut habe, Fragen zu stellen nach der anfänglichen ‚Schieflage’. Der ‚Typ’ im Norweger Pulli und Jeans schaute schon die ganze Zeit entnervt und verdrehte die Augen. Also fragte ich, ob sie Stimmen höre. Sie höre nur ‚Geräusche und Rauschen‘. Hatte also akustische Halluzinationen. Mir fiel zum Glück der Fachbegriff ein (Akoasmen). Als ich begann, darauf zu sprechen zu kommen, wurde ich mehrmals unterbrochen; erst den psychopathologischen Befund zu erheben. Das hat mich so dermaßen aus dem Konzept gebracht, dass mir nur Bewusstsein, Orientierung, Affektivität einfiel… ich stockte und hatte einen Blackout. Irgendwie wusste ich, dass sie nach dem AMDP einfach nur das Raster hören wollten. Dann gab ich zu, auf dem Schlauch zu stehen

Netterweise hat die Vorsitzende vorgeschlagen, etwas Anderes zu machen und dann später zum Fall zurückzukehren. Also sprachen wir über den ‚Klassiker’ akut suizidaler Patient in der Praxis und mein therapeutisches Vorgehen. Auch wie eine zwangsweise Unterbringung praktisch vor sich geht, Grundlage, wer das letzte Wort hat (Richter) und wie lange er untergebracht werden könne. Das wusste ich zum Glück alles, auch Pöldinger‘s Phasen dargestellt usw.
Wir kehrten dann zum Fall zurück und mir fiel noch Wahrnehmung, Denken ein. Das kommentierte die Vorsitzende wohlwollend (‚das ist schon eine ganze Menge‘), womit wir mitten im Fall waren und ich die Symptome der 28 jährigen Patientin (‚die Kollegen schauen mich so komisch an‘- Abwesenheit, Konzentrationsstörungen) besser deuten und ‚übersetzen‘ konnte. Als ich dann zur Diagnose kam ‚Prodromalphase einer paranoiden Schizophrenie’ schien sich das Blatt zu wenden. Ich wurde gebeten, kurz draußen zu warten, wo ich echt mal kurz beten musste. Mir war klar, dass es sehr knapp war und die meiste Zeit während der Prüfung dachte ich, ich wäre durchgefallen. Ein ganz unangenehmes Gefühl, wenn der Boden die ganze Zeit schwankt, nachdem man so lange gelernt und wirklich alles gegeben hatte. Nach 3 Minuten durfte ich rein und man beglückwünschte zur bestandenen Prüfung!

Natürlich nicht, ohne mir noch ein paar Sprüche reinzuwürgen. Insbesondere der HP: Zu Ihnen würde ich keinen schicken und wieder das Thema Entspannungsverfahren: dafür bräuchte man nicht den Heilpraktiker für Psychotherapie. Die Vorsitzende hatte zwar auch sehr viele provokative Fragen gestellt, aber war unterm Strich wohlwollend und hat Brücken gebaut. Sie sehe keine ‚Gefahr‘. Darum geht’s ja in der Prüfung. Etwas Anderes wäre gewesen, wenn ich sofort nach der Prüfung eine Praxis eröffnen wolle. Da wäre ich durchgefallen. Das wurde mir auch so direkt gesagt. Denn es kämen viele zu dieser Prüfung, die bereits 3 Jahre Ausbildungen in Kognitiven Verfahren hätten. Zum Glück hatte ich mehrmals auch am Anfang klargemacht, dass ich in frühestens 2 – 3 Jahren an eine eigene Praxis denken würde, also nach entsprechender fachlicher Qualifikation. Auch die ältere Dame (Beisitzerin) meinte, dass noch etwas fehlen würde. Insgesamt war die Prüfung wirklich anspruchsvoll, da man trotz viel Wissen, Menschen aus der Praxis vor sich hat und das für sie so Selbstverständliche gar nicht so abrufen kann und der Fall so dünn ist, dass man ganz schön knobeln muss. Auch mit diesen vielen provokativen Fragen umzugehen und sich nicht so in die Ecke zu treiben zu lassen. Ich kann nur jedem raten, eher demütig als euphorisch aufzutreten und sich sehr gut zu überlegen, welche Antwort man auf die Frage gibt, nach welchem Verfahren man arbeiten möchte.

Ich wünsche allen viel Glück und Erfolg und vor allem starke Nerven!

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