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Systemischer Berater: Alle Fakten über die Ausbildung

Systemische Berater werden oft mit Therapeuten verglichen, doch sie sind nicht mit ihnen auf eine Stufe zu stellen. Sie sind nicht für die Genesung und Stabilisierung erkrankter Menschen da, sondern, wie der Name bereits sagt, für die Lösungsfindung bei Problemen innerhalb eines sozialen Gefüges, des sogenannten „Systems“. Dieses Gefüge kann der Arbeitsplatz sein, aber auch die Familie, der Freundeskreis oder ein Sportverein. Die Ausbildung ist besonders für Menschen aus einem sozialen, pädagogischen, psychologischen oder medizinischen Bereich geeignet, die sich weiterentwickeln wollen.

Was ist ein systemischer Berater?

Ihre Fundamente findet die systemische Beratung in der Systemtheorie, aber auch in der Beratungswissenschaft und der Familientherapie. Die Klienten sollen so selbständig wie möglich an ihr Ziel gelangen, weshalb sich die Arbeit stark an den bereits vorhandenen Ressourcen und den Wünschen der Klienten orientiert.

Die Aufgabe des systemischen Beraters ist es dabei, als neutraler Vermittler im Konfliktlösungsprozess zu fungieren. Er ist in der Pflicht, unvoreingenommen und individuell auf den Klienten zuzugehen, ihn wertzuschätzen und seine persönlichen Ansichten und Strategien zu respektieren.

Systemische Berater unterstützen ihre Klienten dabei, sich mit bestimmten Situationen oder Konflikten auseinandersetzen und selbständig Lösungsansätze dafür zu erarbeiten. Die dabei angewandten Methoden verleihen den Klienten die Fähigkeit, bestimmte Denk- und Verhaltensmuster, Probleme und Wechselbeziehungen selbst zu erkennen und alternative Muster zu entwickeln. Der systemische Berater fungiert dabei als Beobachter, Moderator und Begleiter durch den Lösungsprozess.

Die Geschichte der systemischen Beratung

Als Mutter des systemischen Denkens gilt die US-amerikanische Psychotherapeutin Virginia Satir. Sie hatte Mitte der Fünfzigerjahre die Idee, nicht nur Einzelpersonen zu therapieren, sondern auch ganze Familien. So wurde Satir zu einer der ersten und bekanntesten Familientherapeutinnen. Ihr Ansatz funktioniert aber natürlich nicht nur als Therapie, sondern auch in der Beratung und Konfliktlösung bei psychisch gesunden Personen.

Der Fokus der systemischen Beratung liegt dabei immer auf der Erkenntnis, dass jeder Mensch als Teil eines Systems agiert und nicht für sich allein steht. Ein solches System kann zum Beispiel die Partnerschaft oder Familie sein, aber auch Firma, Sportverein oder Freundeskreis sind typische Systeme. Der systemischen Theorie zufolge können Konflikte nicht gelöst werden, wenn die Klienten isoliert betrachtet werden und nicht im Kontext des gesamten Systems.

Systemische Berater nutzen Gespräche, um herauszufinden, wie die verschiedenen Beziehungen von Menschen auf ein System einwirken. Jede soziale Beziehung beeinflusst das emotionale Erleben und das Verhalten einer Person auf ihre eigene Weise. Wurden diese Wechselbeziehungen erst einmal erkannt, können Konzepte entwickelt werden, die später helfen, Konflikte innerhalb des Systems aufzulösen.

Was muss ich für die Ausbildung mitbringen?

Für die Ausbildung zum systemischen Berater benötigen Teilnehmer ein hohes Maß an persönlicher Reife und Erfahrung. Deshalb setzen die meisten Institute ein Mindestalter von fünfundzwanzig Jahren voraus. Außerdem zählen ein Realschulabschluss, eine erfolgreich absolvierte Berufsausbildung und mindestens ein Jahr Berufserfahrung zu den Zugangsvoraussetzungen.

Zuletzt gibt es auch einige Charaktereigenschaften, die für systemische Berater wichtig sind: So sollten sie offen für neue Denkansätze sein, Spaß an der Arbeit mit anderen Menschen haben und auch in Krisensituationen stabil bleiben können. Auch Einfühlungsvermögen, Respekt und Verständnis für die Individualität der Menschen sind von signifikanter Bedeutung.

Die Ausbildung zum Systemischen Berater

Die Ausbildung zum systemischen Berater dauert etwa acht Monate, wobei der wöchentliche Lernaufwand bei rund fünf Stunden liegt. Da sie zumeist eine Weiterbildung darstellt, sind besonders Personen angesprochen, die aus dem sozialen, pädagogischen, psychologischen oder medizinischen Arbeitsumfeld kommen.

Bei der Einführung in die Ausbildung sollte sich jeder Teilnehmer etwas Zeit nehmen, um sich darüber klar zu werden, ob die Weiterbildung wirklich für ihn geeignet ist. Anschließend werden verschiedene Themen behandelt, dazu zählend zum Beispiel:

  • die Geschichte der systemischen Beratung,
  • ihre Grundlagen und Prinzipien wie beispielsweise Allparteilichkeit und Neutralität,
  • der Ablauf eines Beratungsprozesses sowie
  • verschiedene Methodiken wie zum Beispiel Genogramme und Systemzeichnungen, narratives Arbeiten, unterschiedliche Fragetypen, Familien- und Systemaufstellungen.

Weiterhin gibt es zwei Wochenendseminare, in denen ein Praxisfall bearbeitet wird. Dadurch können die Teilnehmer die Grundprinzipien der systemischen Beratung besser nachvollziehen und das theoretisch Gelernte mit einer praktischen Übung anwenden. Diese Seminare sind keine Pflicht, doch wer sie nicht besucht, erhält nur mit einem Zeugnis die "Grundprinzipien der systemischen Beratung" bescheinigt und nicht das Zertifikat des systemischen Beraters.

Der Fokus der Ausbildung zum systemischen Berater liegt stets auf der sozialen Vernetzung des Klienten anstatt auf seinen persönlichen Eigenschaften und inneren Konflikten. Im Beratungsprozess erarbeiten der Berater und die Klienten, ob es Bedingungen gibt, unter denen das Problem nicht auftritt, und wie die Situation zum Positiven verändert werden kann. Dabei geht es immer darum, dass die Klienten selbstwirksam werden und unter Moderation des Beraters eigenständig Lösungsansätze finden.

Die Ausbildung zum systemischen Berater endet mit einer Abschlussarbeit, einer Prüfung und in manchen Fällen einem zusätzlichen Praxiscoaching. Die Absolventen dürfen sich anschließend als Systemischer Berater bezeichnen. Diese Zertifizierung erfolgt durch das ausbildende Institut.

Systemischer Berater versus Therapeut: Der Unterschied

"Therapeut" ist eine geschützte Berufsbezeichnung, die meistens Diplompsychologen oder Doktoren ebendieses Faches bezeichnet. Wer ohne ein Studium eine Therapiezulassung erwerben möchte, muss sich an das zuständige Gesundheitsamt wenden und dort eine Prüfung als Heilpraktiker für Psychotherapie ablegen.

Systemische Berater hingegen praktizieren ohne staatliche Therapiezulassung, dürfen deshalb aber auch keine therapeutischen Behandlungen anbieten. Stattdessen sind sie für Beratung und Coaching zuständig. Anders als beim Therapeuten handelt es sich beim systemischen Berater um eine Zusatzqualifikation, die auf einer Berufsausbildung aufbaut, und nicht um einen geschützten Beruf.

Welche Berufsaussichten gibt es für systemische Berater?

Die Ausbildung zum systemischen Berater ist in erster Linie eine Weiterbildung und macht am meisten Sinn für Menschen, die bereits im sozialen, pädagogischen, psychologischen oder medizinischen Bereich arbeiten. Sie können durch die Ausbildung neue Facetten ihrer Arbeit kennenlernen und ihre Kompetenzen steigern. Außerdem ermöglicht die Ausbildung den Absolventen den Besuch weiterer Seminare, die ihre beruflichen Aussichten schrittweise verbessern können.

Die meisten systemischen Berater machen sich nach der Ausbildung selbstständig und eröffnen eine eigene Praxis. Der Arbeitsschwerpunkt kann dabei praktisch überall liegen: Viele systemische Berater finden sich in der Paar- oder Familienberatung wieder, doch auch in pädagogischen Umfeldern wie der Jugendberatung oder in Schulen gibt es viel zu tun. Ebenso kommt die systemische Beratung auch in Unternehmen zum Einsatz, wo es vor allem um die Beratung und Neuorganisation von Arbeitsgruppen geht.

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